sitte & sexus

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wie es begann... versuch einer beschreibung

 

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  m.m. about sitte & sexus

" ...diese Ekstase ist weder ein Opfer noch eine Preisgabe: keines der beiden Geschlechter soll sich vom anderen verschlingen lassen, weder der Mann noch die Frau dürfen als Bruchstücke eines Paares erscheinen. Das Geschlecht ist keine Wunde. Jeder ist ein vollständiges in seiner Gegensätzlichkeit vollkommenes Wesen. Wenn der eine sich seiner Männlichkeit sicher ist und die andere ihrer Weiblichkeit, » gelingt jedem die Vollendung des gegensätzlichen Kreislaufs der Geschlechter« .."

Simone de Beauvoir zu D. H. Lawrence - oder der phallische Stolz


dieser arbeitszyklus ist inspiriert von Simone de Bauvoirs buch "Das andere Geschlecht - Sitte und Sexus der Frau". ein buch wider den penisneid, wider die zahllosen psychoanalytischen versuche, die frau zu einem verkrüppelten mann zu erklären. ein buch, das mehr zu erklären sucht als die frau selbst. es ist eine universelle standortbestimmung der frau als geschlechtliches und gesellschaftliches wesen, der frau, die aus der jahrtausendealten abhängigkeit von partriarchaler vorherrschaft ausbricht.

es gibt bücher, die einen ein leben lang begleiten. das, von dem hier die rede ist, gehört für anaximander dazu. sie hat es erstmals im alter von 21 jahren gelesen. damals schon entstanden die umrisse einer konkreten figur, die der "sitte" mit jenischem profil, denn daher stammt der weibliche teil ihrer ahnInnen. diesen weg verfolgte anaximander jedoch ersteinmal nicht weiter, weil ihre künstlerischen intentionen in dieser zeit zu einer vollständigen auflösung gegenständlicher bezüge führten. erst ende `99 nahm sie das thema wieder auf. es gelang ihr auch erst zu der zeit, sich von den konkreten aussagen Simone de Bauvoirs zu lösen und sich einer motivischen verarbeitung ihrer eigenen anliegen zu nähern. so entstand auch die idee diesen beiden schlagworten, diesen beiden polen eines widersprüchlichen spannungsverhältnisses in der frau selbst, sitte und sexus, konkrete gestalt zu verleihen. für "sexus" hat sie den hummer als konkrete gestalt gewählt. in dieser gestalt ist sehr viel erotik, aber auch andere facetten, wie z.b. spiel und mächtigkeit. der hummer stellt ein prägnanteres phallussymbol dar, prägnanter als alle maseratis oder ferraris, oder sonstige symbole des technisierten immer noch meist männlichen größenwahns es vermochten. "ich liebe form und farbe des hummers, wie auch die mancher männer ...und, nebenbei bemerkt, esse ich ihn auch sehr gern". "sitte" ist, neben anderen, ebenso wichtigen facetten, auch ein sinnliches und sexuelles wesen. so ist anaximanders "sitte" denn auch weiblich und nackt. die anderen facetten liegen weniger in den, insbesondere von der esoterik sogenannten angeblich spezifisch "weiblichen" eigenschaften (urmutter, weib, gefährtin, pflegerin)... "als ob wir all dies nicht eh schon wären, auch ohne esoterische verklärung" - sondern in den konkreten vielgestaltigen eigenschaften eines menschlichen wesens, die sowohl individuell, als auch immer gesellschaftlich geprägt sind. nicht althergebrachte moral (ein begriff, der über die jahrhunderte bis in unsere jetzige zeit für gesellschaftlich oder klerikal normiertes leben mißbraucht wird), sondern eine aus dem humanismus erwachsende ethik, ist für die figur der "sitte" bedeutsam. soll diese etwas mit dem wirklichen leben zu tun haben, darf kein bereich des lebens ausgeklammert werden, schon gar nicht der der sinnlichen und auch sexuellen erfahrung.

künstlerisch kommt es für anaximander darauf an, das spannungsverhältnis zwischen "sitte & sexus" transparent zu machen. so werden sie im laufe des prozesses verbunden, getrennt, vereint und konfrontiert. inwieweit sich dabei die gefundenen gestalten verändern, abstrahieren, oder gar individualisieren werden, ist für die künstlerIn nach wie vor offen.
so versteht sie die hier gezeigten bilder auch eher als die darstellung eines laufenden prozesses; nichts ist abgeschlossen, nichts ist vollendet.


"die texte von michael mäde zu diesen bildern machen einen gegenpol aus, einen kontrast, der für mich durchaus verbindende elemente hat. auch weil hier neben der menschlichen sicht, männliche sicht durchscheint", sagt anaximander.

einige der texte scheinen mir so, als wären die bilder dazu noch nicht entstanden. manche werden vielleicht nie entstehen. aber auch das ist dann ein ergebnis. zumindest ein vorläufiges.
 

 

michael mäde, mai 1999

 

 


linoldrucke zum thema "sitte & sexus"

1 - auf packpapier, handabzug, format 50x70 cm

2 - postkarte, erschienen 2001, zum "kunstherbst"

3 & 4 - linoldrucke, handabzüge, format 70x100cm

 

künstlerbuch "sitte&sexus - die frau in blau"

texte: michael mäde

drucke: anaximander

8 original handdrucke pro buch

erschienen: 2002

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buch / bildband

anaximander & 21 künstlerkollegInnen

aus aller welt.

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anaximander

19ter / 19th

installation brasch acud

19. februar 2005

anaximander & malcolm delargy

NUDEs

anaximander

ich bin dann mal weg... KeimStelle

junges multimediales theater.

ein paar der zu der zeit ex-geshakespiercten, a.wohlfarth, j.ebert, s.warmbrunn, j.f.glüge und anaximander haben im letzten jahr die "KeimStelle" aus der taufe gehoben und die "erbs`schen versatzstücke", szenisches in wort und bild, gezeigt.

juni 2014

bildband mit texten zu beziehen über den shop von kunstquartier

geshakespierct

ein jugendtheaterprojekt

2010 - 2013

dokumentation in bildern